Einführung in die Datenverarbeitung und Digitale Medienzurück zum Vorlesungsplan ----------------------------------------------- 7. Sound |
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(hier auch als .pdf Dokument zum Herunterladen und Ausdrucken)Digitalisierung Software Grundfunktionen der Audiobearbeitung (Sample-Editing) Datenübertragung und Speicherung / Internet / Komprimierung
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BegriffeEin Ton ist eine Schwingung, die durch periodische Regelmäßigkeit eine definierbare Grundfrequenz - die Tonhöhe - hörbar werden läßt. Der Klang eines Tons hängt von den Anteilen weiterer Schwingungen innerhalb der Grundschwingung ab. Ein Geräusch - etwa einer Rassel - hat dagegen keine periodische Grundschwingung, die Luftdruckschwankungen verlaufen so unregelmäßig, daß keine Tonhöhe definierbar ist. Die Übergänge zwischen Ton und Geräusch sind fließend, denkt man daran, daß sich Konzertpauken sehr wohl stimmen lassen, obwohl sie als perkussive Instrumente bereits sehr diffuse Klangspektren erzeugen. Sound wird heute oft im 'Multimedia-Deutsch' für alles, was mit dem Audiobereich zu tun hat verwendet. Zum Teil geschieht das sicher aus Unkenntnis der Begriffe aus Akustik und Musik. Der Begriff Sound hat jedoch auch Vorteile, da er problematische Fragen der traditionellen Begriffe und Wissenschaftsdisziplinen ausblendet (Was ist Musik?!). Sprache ist danach ein geräuschhaftes=nichtperiodisches Klangereignis,
das durch seine definierten Frequenzgemische sprachliche Lautmuster enthält.
Im Gesang werden diese Lautmuster einer periodischen Schwingung aufmoduliert.
Beispiele für Schwingungen im Audiobereich
Sinuswelle - Das 'Urbild' einer periodischen Schwingung, sie besitzt keine weiteren Frequenzanteile
Rauschen - 'Schwingungschaos', das Gegenteil einer periodischen Schwingung
obertonreiche Schwingung - hier eine 'pulsbreitenmodulierte' Sägezahnschwingung, also ein Sägezahn, dessen Anlaufflanke verschoben und verkürzt wurde.
perkussiver Klang - hier ein metallisch klingender Synthesizerklang, dessen Tonhöhe noch deutlich wahrzunehmen ist. Eine weitere Erhöhung der Komplexität des Frequenzgemischs würde den Ton in ein Geräusch übergehen lassen.
DatentypenGrundsätzlich sind Daten im Audiobereich zeitkritisch, d.h. sie stellen Anforderungen an DV-Hard- und Software, die historisch gesehen atypisch für einen 'Rechner' sind. Bis heute sind damit Geschwindigkeits-, Bandbreiten- und Speicherprobleme verbunden, die von technischen und ökonomischen Rahmenbedingungen abhängen. Audiodaten |
| Sprache | Sologesang | Streicher | Klavier | Orchester |
| 15-20 dB | 40-50 dB | 30-35 dB | 40-50 dB | 30-70 dB |
Um die Dynamik des Originalsignals beizubehalten, muß der Signal/Rauschabstand der Dynamik des Originalsignals mindestens entsprechen. Bei elektrischen und elektronischen Übertragungssystemen wird die technisch mögliche Dynamik als Systemdynamik bezeichnet. Sie ist als Differenz von Übersteuerungsgrenze und Rauschpegel definiert.
Systemdynamik von analogen Übertragungssystemen:
| Studioverstärker | Plattenspieler | Compakt Cassette | MW-Radio | Muzak Tape |
| 100 dB | 50 dB | 40 dB | 30 dB | 20 dB |
Sample-Editoren
dienen zur Bearbeitung von Audiodat(ei)en. (s.u.)
Sequenzer
waren zunächst reine MIDI-Anwendungen (Sequenz=Tonfolge), entwickelten
sich jedoch in den letzten Jahren zu universellen und hochkomplexen Werkzeugen
der digitalen Musikproduktion. Sie integrieren MIDI- und Audio-Daten in
einem gemeinsamen Arrangement und übernehmen die zeitliche Synchronisation
beider Datentypen. Darüberhinaus stellen sie die wichtigsten Bearbeitungsmöglichkeiten
bis hin zur Einbindung von Effekten und Steuerparametern für Klangerzeuger
zur Verfügung.
Tools
vom RealPlayer bis zum MPEG-Encoder werden immer mehr verwendet. Auch
'Spielereien' wie Software-Synthesizer und Visualisierungen von Musik
sind beliebt. Die Palette von Free- und Shareware ist unüberschaubar,
das Internet lädt zum Experimentieren ein ...
Je nach Ziel der Bearbeitung, etwa Aufbereitung einer Audiodatei für eine Multimedia-Anwendung oder musikalische Gestaltung von 'Rohmaterial', können verschiedene Abfolgen von Arbeitsschritten sinnvoll sein. Dennoch soll die Reihenfolge der hier genannten Verfahren eine Orientierung für die Folge in der Praxis geben.
Die Pegel jedes Meßpunktes werden gleichmäßig
soweit angehoben, bis die höchsten Pegel den voreingestellten Maximalwert
erreichen. Damit wird zwar prinzipiell keine Dynamik gewonnen, jedoch
Rauschen und Klangprobleme durch die bessere Ansteuerung von Peripheriegeräten
vermieden.
Normalisieren ist außerdem für viele weitere Rechenschritte
mit digitalisiertem Material günstig, da Rundungsfehler bei Rechenoperationen
mit größeren Werten weniger ins Gewicht fallen.
Nach pegelverändernden Operationen kann erneutes Normalisieren sehr
sinnvoll sein.
Wie aus der Text- und Bildbearbeitung bekannt, kann im Wave-Editor Audiomaterial geschnitten werden:
Cut: Ausschneiden
Copy: Kopieren in die Zwischenablage
Paste: Einfügen der Daten aus der Zwischenablage
Trim/Crop: Freistellen des ausgewählten Bereichs
Es sollte darauf geachtet werden, immer in den Nulldurchgängen zu schneiden, so daß keine Knackser entstehen. Bei Stereosignalen kann die Suche nach einem gemeinsamen Nulldurchgang beider Signale ein wenig kniffelig sein...
Durch Wiederholen eines bestimmten Segments (oder auch des gesamten Materials) entsteht ein Loop. Dieser kann z.B. dazu benutzt werden, die quasistationäre (Sustain-)Phase eines Klanges zu verlängern oder um eine ständige Rhythmusspur (Drumloop) zu erzeugen. Bei Multimedia-Anwendungen kann so Speicherplatz gespart und die Performance verbessert werden.
sind sowohl für die ästhetische Gestaltung wie auch für die einfache Aufbereitung von Daten wichtig. So kann etwa die Sprachverständlichkeit vor einem Resampling verbessert werden, oder es können störende Resonanzen des Aufnahmeraums oder der Mikrophonierung beseitigt werden.
Der Kompressor macht - einfach gesagt - ein lautes Signal leiser und ein leises Signal lauter. Die Dynamik eines Signalverlaufs wird so 'zusammengedrückt'. Für Anwendungen mit niedrigerer Dynamik als die der Originalaufnahme bieten sich Kompressoren an, um das Feld der dynamischen Bandbreite zu kontrollieren. Auch vor der Verminderung der Bitrate (z.B. 16 bit nach 8 bit für Multimedia- oder für Internetanwendungen kann durch gezielte Kompression Klangqualität 'gerettet' werden.
Die 'Lautheit' eines Signals in einem Umfeld läßt sich ebenfalls mit Kompressoren steuern. Stark komprimierte Signale können einen gleichbleibend hohen Pegel erhalten und heben sich so aus einem normalen dynamischen Umfeld heraus (>Werbung).
Ein Limiter dient zur Begrenzung von Signalpegeln ab einer definierten Grenze, sodass Übersteuerungen und Überlastungen verhindert werden können.
DAT und CD, Multimedia und Internet haben ihre
eigenen anwendungsbezogenen Auflösungen, Samplingfrequenzen und Datenraten.
Mit Resamplen ist die Umwandlung der Samplingfrequenz bei gleichbleibender
Tonhöhe gemeint, also ein Rechenvorgang, der die vorhandenen Werte
auf einen neuen Wertebereich abbildet. Je nach Umwandlung kann dabei ein
komplexer Rechenvorgang notwendig werden. So ist ein Resampling von 44100
Hz auf 22050 Hz durch Wegfall jedes zweiten Wertes problemlos möglich,
eine Wandlung von 22050 Hz auf 48000 Hz erfordert dagegen die 2,176870748299fache
Wertemenge mit entsprechender Interpolation der Samplewerte. Neben dem
längeren Rechenvorgang kann außerdem Quantisierungsrauschen
entstehen.
Es ist daher immer sinnvoll, vor einer Aufnahme oder A/D-Wandlung eine
dem Verarbeitungszweck entsprechende Samplingfrequenz zu wählen.
Eine Zumischung des zeitverzögerten Originals erzeugt je nach Verzögerungszeit
folgende Effekte:
ca. 0-30 ms Raumorientierung, Phasing, Chorus
ca. 20-100 ms Dopplungseffekte (Delay)
>100ms Hall (Mehrfachverzögerungen mit Zeiten bis in den Bereich
mehrerer Sekunden)
Verrauschte oder gestörte Aufnahmen lassen sich mit verschiedenen Verfahren verbessern. Ein Noise-Gate entfernt low-level Geräusche, ein 'echter' Denoiser nimmt ein Rauschmuster aus der Datei und senkt die entsprechenden Frequenzbänder ab.
Für Multimedia-Anwendungen sind Ein- und Ausblenden als abschließendes Verfahren wichtige Gestaltungsmittel.
für Audiodaten richtet sich nach den allgemeinen Möglichkeiten für Speicherung auf Festplatten, CD-ROMS, Wechselmedien etc. und Netzübertragung (AppleTalk, Ethernet, SCSI). Dabei sind Hardware (Speicher- und Übertragungskapazität) und Software (Cacheorganisation und Protokolle) zu berücksichtigen.
Die Datenrate, die dabei pro Sekunde und Kanal anfällt, entspricht der Sampleauflösung mal der Samplefrequenz.
Beim üblichen Format (CD-Standard): Stereo, 44,1 kHz, 16 Bit ergeben sich:
2 x 44100 x 16 = 1.411.200 Bit/s oder 176.400 Byte/s oder 172,26 KByte/s.
Übertragungsraten für andere Auflösungen und Samplefrequenzen (unkomprimiert):
| 44,1 kHz | 22 kHz | 11 kHz | |
| 16 Bit | 172 KByte/s | 88 KByte/s | 44 KByte/s |
| 12 Bit | 132 KByte/s | 66 KByte/s | 33 KByte/s |
| 8 Bit | 88 KByte/s | 44 KByte/s | 22 KByte/s |
Zur Senkung der erforderlichen Übertragungs-Bandbreite und Speicherkapazität werden verschiedene Verfahren der Datenreduktion bzw. -komprimierung verwendet. Zu unterscheiden ist zwischen der verlustfreien und verlustbehafteten Komprimierung.
Die verlustfreie Komprimierung (z.B. ZIP, ARC), bei der die Originaldaten vollständig wiederhergestellt werden können, nutzt statistisch-informationstheoretische Redundanzen zur Minimierung des Datenaufkommens.
Verlustbehaftete Komprimierung wertet die wahrnehmungsphysiologische und pychoakustische Relevanz von Signalen aus und entfernt irrelevante Anteile (etwa bei Verdeckungsphänomenen). Konsumergeräte (MiniDisc) und Internetanwendungen (Real Audio, MPEG) nutzen diese Variante der Komprimierung.
Übertragungsraten (komprimiert):
Typische Performance Daten von MPEG-1 Layer III
| sound quality | bandwidth | mode | bitrate | reduction ratio |
| "telephone sound" | 2.5 kHz | mono | 8 Kbps | 96:1 |
| "better than shortwave" | 4.5 kHz | mono | 4.5 kHz | 48:1 |
| "better than AM radio" | 7.5 kHz | mono | 32 Kbps | 24:1 |
| "similar to FM radio" | 11 kHz | stereo | 56...64 Kbps | 26...24:1 |
| "near CD" | 15 kHz | stereo | 96 Kbps | 16:1 |
| "CD" | 15 kHz | stereo | 112..128 Kbps | 14..12:1 |
Faustregeln für den Bedarf an Speicherplatz:
Pro Minute werden bei unkomprimierten Daten (Stereo,
44,1 kHz, 16 bit) ca. 10 MByte Speicherplatz benötigt,
bei stark komprimierten Daten (Real Audio, MPEG-1/Layer 3) ca. 1 MByte.
Audiodatenformate
Unkomprimierte Formate:
.wav (MS-Windows-Format)
.aiff (audio interchange file format; auf Apple-Plattformen üblich)
Komprimierte Formate / Internet:
.ra/.ram (Real Audio)
.mp3/.m3u (MPEG-1, Layer 3)
Spitzfindigkeiten mit bits und Bytes:
1 Byte = 8 bit (ein 'Datenwort')
Die Präfixe Kilo (K) und Mega (M), die im Normalgebrauch den Faktor 1.000 bzw. 1.000.000 bezeichnen, richten sich im Bereich der bits und Bytes nach den 2er-Potenzen des binären Systems. Dort gilt also:
1 kbit = 1000 bit (Ausnahme mit kleinem k)
1 Kbit = 1024 bit = 128 Byte
1 Mbit = 1024x1024 bit = 1048576 bit = 131072 Byte = 128 KByte
Ackermann, Philipp: Computer und Musik. Eine Einführung in die digitale Klang- und Musikverarbeitung. Wien 1991
Stotz, Dieter: Computergestützte Audio- und Videotechnik. Multimediatechnik in der Anwendung. Berlin 1995
Zander, Horst: Das PC-Tonstudio. Von der Audioaufnahme und Verarbeitung mit dem PC bis zur Master-CD. Poing 1998
Universität Lüneburg - 1.12.2004 - Rolf Großmann