Marshall McLuhan

Immer und immer wieder, nun bereits seit über einem halben Jahrhundert, beschäftigen sich Medientheoretiker mit ihm, Studenten der Medienwissenschaften lernen ihn kennen und begegnen ihm ebenfalls ständig wieder. Der Kanadier Herbert Marshall McLuhan ist ein wichtiger, wenn nicht DER Medientheoretiker des 20. Jahrhunderts und über seinen Tod hinaus bis hin zur heutigen Zeit äußerst relevant.

Bereits 1951 veröffentlichte McLuhan erste Texte zur Auswirkung und Funktionsweise der Medien (in diesem Falle Werbung), damals noch im Namen der Literaturwissenschaft. The mechanical Bride, wie er seinen damaligen Text nannte, kritisiert die Einteilung in Hoch- und Massenkultur und behandelt die Rationalisierung von Mensch und Kultur durch Technologien. In seinen folgenden Werken The Gutenberg Galaxy (1962) und Understanding Media (1964) begründet McLuhan die institutionalisierten Medienwissenschaft und prägt dessen zentrale Begriffe. Als erster beschäftigt er sich mit den Medien selbst und weist auf dessen Bedeutung hin. Des Weiteren löst er die Untersuchung des Mediums aus dem Bereich der technischen Wissenschaften und erforscht dessen Wirkungen aus geisteswissenschaftlicher oder auch soziologischer Sicht.

Bei McLuhan generieren Medien Kultur und menschliche Wahrnehmung. Medium ist alles, was den menschlichen Organismus erweitert, so wie das Licht die Sehfähigkeit verstärkt oder das Rad unsere Bewegungsgeschwindigkeit. In diesem Sinne prägt er auch den Satz „the medium is the message“, welcher zur Aussage hat, dass die Medien alleinig in ihrer Existenz unseren Alltag beeinflussen. Was sie thematisch beinhalten ist nebensächlich. So wird der Mediennutzer selbst zum Inhalt der Medien, da in ihm sich dessen Auswirkungen zeigen.

In den Sechzigern hätte McLuhan das Internet noch nicht erdenken können, dennoch prophezeit er bereits damals dessen zentrale Folgen: „the technological simulation of consciousness, when the creative process of knowing will be collectively and corporately extended to the whole of human society“. Diese Folge der Mediennutzung markiert für McLuhan die finale Phase der Entwicklung, wie er sie in seiner Theorie der Extensions of Man beschreibt. Bei McLuhan ist jede Mediennutzung zwar eine Ausweitung des eigenen Körpers, aber auch eine Amputation der eigenen herkömmlichen Sinne und Organe. Technologien, so McLuhan, verstärken unsere Organe, Sinne oder körperlichen Funktionen. Das menschliche Nervensystem ist mit dieser Verstärkung überfordert und leitet zum Selbstschutz eine Betäubung der betroffenen Bereiche ein, welche in einer Unbrauchbarkeit und daher in einer Amputation eben dieser Bereiche resultiert. Die Folgen der Mediennutzung, so McLuhan, würden uns durch ihr kollektiv kreiertes und durch Medien verbreitetes Wissen unser letztes noch nicht betäubtes Organ, das Gehirn, untauglich machen. Als Krönung dieser Entwicklung und Bestätigung dieser Theorie gilt heutzutage das Internet.

McLuhan (1964): 3